Predigt zum Ignatiusfest – 31. Juli 2024 – 19.00 Uhr – Jesuitenkirche Innsbruck

Jer 20,7-9; Mt 13,44-46

Nach diesem Evangelium vom Schatz im Acker und von der besonders wertvollen Perle möchte ich heute eine Hoffnungspredigt halten.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich habe den Eindruck, die Krisen in der Welt werden mehr. Und auch im persönlichen Umfeld merke ich: uff, viele Menschen sind krank, haben große Sorgen oder sind bedrückt.

Wie gehen wir damit um?

Wie können wir, trotz allem, hoffnungsfrohe Menschen sein?

Wie finden wir den Schatz im Acker?

 

I.

Es wird Sie nicht überraschen, wenn ich mit Gott anfange.
Gott ist der Grund unserer Hoffnung.
Wenn ich das so sage, dann ist das möglicherweise wenig hilfreich.
Ich muss vermutlich anders anfangen.

Wenn jemand ganz „down“ ist, dann schaue ich im Gespräch: Wo sind Dinge in der Vergangenheit gut gegangen, was ist gelungen? Das Gelungene in der Geschichte ist eine Ressource für jetzt. In der christlichen Tradition ist Erinnerung ein wichtiger Kraft-Speicher. Sie gibt uns Kraft zu hoffen.

Wenn wir in unserer eigenen Biographie genauer hinschauen, dann merken wir:

Es gibt viele Momente, die wir alleine nie meistern hätten können. Das sind die Momente, wo wir – mit aller Zurückhaltung – sagen können: Hier hat Gott mitgewirkt, hier hat Gott geholfen. Meistens tut er das durch andere Menschen, das ist seine Methode.

Es ist gut, wenn wir unseren Blick trainieren, damit wir die Spuren Gottes in unserem Leben erkennen. Das Stichwort von uns Jesuiten dafür ist: Tagesrückblick, dankbar auf den Tag zurückschauen.

 

II.

Allerdings: Nicht für alles kann ich dankbar sein. Es gibt schwierige, ja scheinbar aussichtslose Situationen. Und besonders dort brauchen wir die Hoffnung. Dort merken wir auch, dass es nicht um positives Denken geht oder um Optimismus. Im wirklichen Leben mit seinen heftigen Herausforderungen braucht es etwas anderes.

Mit der Kraft der Hoffnung aktivieren wir unseren „Radar-Suchknopf“. Wir fangen an zu suchen: nach neuen Möglichkeiten, neuen Perspektiven, nach dem, was bisher nicht ausprobiert wurde. Manche werden uns belächeln, so wie Jeremia Hohn und Spott ertragen musste. Und trotzdem, ja: TROTZDEM, hoffen wir, dass es besser werden kann.

Vermutlich hat jede und jeder von uns hier ganz persönliche „Baustellen“, wo wir eine Wandlung zum Guten hin erhoffen, bei sich selbst, in der Familie oder im Freundeskreis. Für Tirol, für Österreich, ja für Europa hoffe ich auch. Drei meiner Hoffnungen möchte ich mit Ihnen teilen.

Zuerst hoffe ich, dass die soziale Gerechtigkeit neu thematisiert wird. Zu unserer Pforte im Jesuitenkolleg kommen täglich arme Menschen. Ich sehe Arme am Hauptbahnhof und im Gefängnis. Wir müssen als Christinnen und Christen die Augen auf machen, auch für strukturelle Ungerechtigkeiten. Stichwort: Steuergerechtigkeit. Zur sozialen Gerechtigkeit gehört auch, dass wir an die nächste Generation denken – und ihr ein Land mit einer intakten Umwelt weitergeben.

Dann hoffe ich auf einen stärkeren Einsatz für den Frieden. Es braucht mehr Einsatz für einen gerechten Frieden in der Ukraine und im Heiligen Land: mehr Diplomatie, mehr Friedenskonferenzen, mehr Gespräche. Bei uns im Land hoffe ich auf eine respektvolle Sprache im kommenden Wahlkampf. Das liegt auch an uns Wählerinnen und Wählern. Wir müssen klar signalisieren, dass wir Hass und Verachtung ablehnen – und dass wir auf einem Miteinander bestehen für unser Gemeinwesen.

Schließlich hoffe ich, dass die Kernelemente des Christlichen wieder stärker als Quelle der Hoffnung erkannt werden. Dazu gehört das Kennen der Person Jesu, vor allem aus den biblischen Texten. Dazu gehört die eigene Lebenspraxis, vor allem die Nächstenhilfe. Und dazu gehört die Gemeinschaft der Kirche. Man wird wohl vieles neu übersetzen müssen aus der christlichen Tradition, auch neu organisieren und ordnen. Aber wir brauchen das Christliche als Quelle der Hoffnung. Viele andere Quellen, die so menschenfreundlich sind, gibt es nicht.

 

III.

Vielleicht werden Sie jetzt sagen: Ja, das kann er schon hoffen, der Pater Marte. Aber ob die Rechnung aufgeht? – Wer so spricht, dem möchte ich sagen: Ja, wir hoffen – trotz allem, was schwierig ist! Bitte nicht müde werden! 😊

Wie geht das: nicht müde werden? Woher nehmen wir die Kraft zur Hoffnung, die Kraft zum „Trotzdem Ja zum Leben sagen“, um den Buchtitel von Viktor Frankl zu zitieren?

Mir hilft es, auf das Gute zu schauen. Das Schwierige sehe ich natürlich auch, jeden Tag. Aber der Blick auf das, was gut ist: dieser Blick stärkt – und diesen Blick kann man trainieren.

Mir hilft es, gute Menschen als Vorbilder zu nehmen. In den vergangenen Wochen haben wir hier Pater Otto Muck und Pater Robert Miribung bestattet.

Gute Menschen, die man sich in vielem als Vorbild nehmen kann.

Und mir hilft es, mich daran zu erinnern, dass Gott mit uns unterwegs ist.

Wir sind nicht alleine. Es ist so, wie Alfred Delp schreibt: Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns geht.

So finden wir den Schatz im Acker und die besonders schöne Perle.

 

Amen.